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Vorträge zur Krippensozialisation am 14. Februar 2009
10. Februar 2009 | 15:00 - 18:00
Referentinnen: Frau Dr. Bettina Reiter, Wien, und Frau Dipl.-Psych. Ann-Kathrin Scheerer, Hamburg
Zeit | 14. Februar 2009 15.00 – 18.00 Uhr |
Ort | Saarbrücken Schlosskeller, |
Moderation | Prof. Dr. med. Siegfried Zepf, Saarbrücken |
Referentinnen | Bettina Reiter, Psychoanalytikerin Wien Ann-Kathrin Scheerer, Psychoanalytikerin Hamburg |
Bettina Reiter: „Mutterliebe – Ein widersprüchlicher Zustand“
Abstrakt: Ausgehend von der bahnbrechenden Arbeit »Mutterliebe« Margarethe Hilferdings von 1911 werden Positionen in der Psychoanalyse, aber auch darüber hinaus ethologische und soziale, zum »Mothering« – der mütterlichen Funktion, dargestellt. Es werden Störfälle in der scheinbar natürlichen Funktion der Mutterliebe (Kindesbewegung, Abtreibung, Kindesmord) als Anlass für eine Untersuchung über die psychische Funktion der Liebe zum Kind erörtert und in Hinblick auf die Diskussion um »frühe Trennungen« eingeordnet.
Ann-Kathrin Scheerer: „Konfliktverleugnung und Ambivalenzen im Zusammenhang mit außerfamiliärer Betreuung in der frühen Kindheit – die Krippendiskussion“
Abstrakt: Bindung und Trennung und der Umgang mit den dazugehörigen Gefühlen sind lebenslang wichtige und konfliktreiche, wenn nicht gar die wichtigsten und konfliktreichsten, psychischen Aufgaben. Je früher dabei ein Kind die Trennung von den Eltern bewältigen muss, umso achtsamer und bewusster sollte die Gestaltung der Trennung und der Übergänge sein. In der derzeitigen Diskussion um die Krippenbetreuung, deren Emotionalität und polarisierende Atmosphäre darauf hinweist, dass frühe Trennungen und entsprechende Abwehrmechanismen in uns allen ihre Spuren hinterlassen haben, stehen arbeitsmarkt- und sozialpolitische Argumente oftmals im Vordergrund, während die Bedürfnisse der Kleinkinder zu wenig Beachtung finden. Ebenso wird der unauflösbare Konflikt zwischen Arbeits- und Elternzeit häufig verleugnet zugunsten einer angeblich selbstverständlich machbaren »Vereinbarkeit«. Für die Kinder und die Eltern-Kind-Beziehung birgt Krippenbetreuung/außerfamiliäre Betreuung in den ersten drei Lebensjahren Risiken, die mit den Worten »zu früh, zu schnell, zu lange: zu allein« angedeutet werden. Zu große Gruppen von Kindern mit zu wenig und überlastetem Betreuungspersonal – und das ist meist die Realität – sind gefährlich, denn sie können zu Erfahrungen von Objektverlust werden. »Stress in der Krippe«, wenn er, wie bei »pflegeleichten« Kindern häufig, verleugnet wird, äußert sich verzögert in psychosomatischen Symptomen, die sich chronifizieren können, und später in einer Hemmung des Affektausdrucks.
Erfahrungen mit früher kollektiver Kinderbetreuung aus Ländern wie China, Israel oder auch der ehemaligen DDR können unser Problembewusstsein zusätzlich schärfen und der Verleugnung der Konflikte entgegenwirken.